Was sind PFAS?

Die Stoffgruppe der PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) umfasst laut einer OECD-Studie aus dem Jahr 2018 mehr als 4.700 Einzelsubstanzen.

Seit den 1950er Jahren werden PFAS-Substanzen bei einer Vielzahl von Produkten eingesetzt. Bei bestimmten Anwendungen gelten sie (derzeit) als unverzichtbar, aufgrund ihrer besonderen Stoffeigenschaften. Sie sind wasser-, fett- und schmutzabweisend und besonders widerstandsfähig.

Durch die hohe chemische und thermische Stabilität werden PFAS nur sehr schlecht abgebaut. Seit 2017 können verschiedene PFAS im gesamten Umweltkreislauf (z.B. in der Erde, in Nahrungsmitteln, im Grundwasser) nachgewiesen werden.

Wo kommen PFAS überall zum Einsatz?

Die einzelnen PFAS-Substanzen finden eine breite, technische Verwendung unter anderem:

  • für die Herstellung von wasserabweisenden, atmungsaktiven Textilien,
  • bei der Produktion von Kosmetika und Körperpflegeprodukten,
  • für die Herstellung von Schmier- und Imprägnier-Mittel (z.B. bei Imprägnierungs-Sprays),
  • zur Beschichtung von Textilien, Teppichen und Möbeln,
  • bei der Herstellung von schmutz-, fett- und wasserabweisenden Papieren (z.B. Backpapier),
  • bei der Produktion von Feuerlöschschäumen.

Nach Auskunft des Umweltbundesamtes (UBA) finden in Österreich ca. 260 PFAS-Substanzen eine breite, technische Verwendung.

Wie gelangen PFAS in die Umwelt?

PFAS können durch viele Produktionsprozesse, über Sickerwässer (z.B. von Feuerlöschübungsplätzen, Deponiesickerwässer), Ausbringung von belastetem Klärschlamm, Ableitungen aus Kläranlagen u.a.m., direkt oder indirekt in das Grundwasser und somit in den natürlichen Wasserkreislauf gelangen.

Aufgrund der schlechten Abbaubarkeit und Langlebigkeit (Persistenz) müssen Vermeidungs- bzw. Minderungsmaßnahmen in erster Linie vom Verursacher getroffen werden und man muss an der Quelle der Kontamination ansetzen (z.B. Industrie, Gewerbe etc.).

In Österreich gibt es zwei* bestätigte Fälle von PFAS im Trinkwasser. In diesen Fällen liegen die Werte von PFAS im Trinkwasser über dem zukünftigen Parameterwertwert** von 0,1µg/l*** der neuen EU Trinkwasserrichtlinie. In Abstimmung mit den Behörden wurden die betroffenen Brunnen vorsorglich vom Netz genommen.

Bedeutung von für die menschliche Gesundheit

Welchen Vorsorgewert für das Trinkwasser gibt es?

Die seit 2021 vorliegende EU-Trinkwasser-Richtlinie (EU RL 2020/2184) gibt den Parameterwert für PFAS im Trinkwasser mit der „Summe der PFAS“ von 0,1µg/l an. Die EU-Trinkwasser-Richtlinie muss jedoch erst in nationales Recht übernommen werden, damit dieser Parameterwert in Österreich auch rechtswirksam wird.

Der Parameterwert „Summe der PFAS“ gilt für die Summe von 20 Einzelsubstanzen. Die 20 PFAS-Substanzen sind im EU-Raum für mehr als 90% der Funde verantwortlich, daher wurden sie für diesen Summenwert vorsorglich ausgewählt (Vorsorgeprinzip).

Es wird auch ein alternativer Parameterwert von „PFAS gesamt“ diskutiert. Die EU-Trinkwasserrichtlinie meint damit die Summe aller PFAS. Aktuell gibt es noch kein einheitliches Analyseverfahren, daher ist dieser Parameterwert noch nicht umsetzbar. Ein solches (akkreditierbares) Analyseverfahren soll von der EU bis 2024 festgelegt werden.

Gemäß der neuen EU Trinkwasserrichtlinie besteht für Wasserversorger ab 2026 die Verpflichtung das Trinkwasser auf PFAS zu untersuchen. Die EU-Mitgliedsstaaten müssen bis 2026 Maßnahmen ergreifen, damit der Parameterwert „Summe der PFAS“ im Trinkwasser eingehalten werden kann (Art 25 EU RL 2020/2184).

Position der ÖVGW zu PFAS

  1. Die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) unterstützt den Parameterwert für 20 PFAS-Substanzen der EU-Trinkwasser-Richtlinie von 0,1 µg/l. Dieser Parameterwert „Summe der PFAS“ dient der Vorsorge, ist konkret und umsetzbar.
  2. Die ÖVGW fordert, dass vorhandene Kenntnisdefizite zu den PFAS-Substanzen rasch auf wissenschaftlicher Ebene beseitigt werden.
  3. Die ÖVGW fordert eine rasche Umsetzung von wissenschaftsbasierten Verwendungsverboten und –
    beschränkungen
    die dazu dienen, die Belastungen des Grundwassers durch PFAS-Substanzen zu minimieren.

Weiterführende Literatur

UBA (2022): PFAS-Report 2022. Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen – Überblick und Situation in Österreich

AGES, Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) 

Anmerkungen

*) Stand: 16.01.2023 | Derzeit gab es zwei bestätigte Fälle von PFAS im Trinkwasser in Österreich

**) Parameterwerte orientieren sich an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie haben die Bedeutung von Vorsorgewerten und sind besonders niedrig angesetzt, damit auch bei lebenslangem täglichem Genuss des Trinkwassers keine schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen auftreten. Dadurch ist auch gewährleistet, dass bei kurzfristigen Überschreitungen der Parameterwerte keine gesundheitlichen Schäden zu erwarten sind.
Die in der EU Trinkwasserrichtlinie festgelegten Parameterwerte beruhen auf den verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen und dem Vorsorgeprinzip. Die Werte wurden so gewählt, dass Wasser für den menschlichen Gebrauch ein Leben lang unbedenklich verwendet werden kann und bieten daher ein hohes Gesundheitsschutzniveau.
Das Vorsorgeprinzip legitimiert und fordert präventives Handeln in Situationen, in denen aufgrund von wissenschaftlichen oder technischen Kenntnisdefiziten Unsicherheit – über das Vorliegen von Risiken und deren Ausmaß für Mensch und Umwelt – besteht. Daher ist bei einer Überschreitung des Vorsorgewertes nicht von einer Gesundheitsgefährdung auszugehen. Die zuständige Behörde ist jedoch aufgrund der Vorsorgeprinzips dazu angehalten, Maßnahmen zu setzen um den Wert zu minimieren.

***) µg/l = Mikrogramm pro Liter. 1 Mikrogramm ist ein Millionstel Gramm. Wenn man in einem olympischen Schwimmbecken mit 50 Meter Länge, 25 Meter Breite und 2 Meter Tiefe einen halben Teelöffel Kochsalz auflöst, dann enthält jeder Liter Wasser des Schwimmbeckens ca. 1 µg (Mikrogramm) Kochsalz.

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Online: 27.02.2023,  13:30 Uhr,  ÖVGW/amschl
Fotos: ©pixabay.com

 

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