Mikroplastik
Plastik ist aus dem modernen Lebensstil nicht mehr weg zu denken. Zahlreiche Produkte und Gebrauchsmaterialien werden aus Kunststoff hergestellt. In Europa werden jährlich rund 57 Millionen Tonnen Kunststoffe produziert, die Hälfte davon ist Verpackungsmaterial.
Als Mikroplastik* bezeichnet man kleine Kunststoffteilchen mit einem Durchmesser unter fünf Millimeter bis zu einem Mikrometer (1 µm)**. In Alltagsprodukten (z.B.: Kosmetika, Reinigungsmittel, Waschmittel und Textilien) wird Mikroplastik verwendet um bestimmte Eigenschaften der Produkte zu erreichen.
Am häufigsten besteht Mikroplastik aus Polyethylen (PE). Darüber hinaus werden auch andere Kunststoffe wie Polypropylen (PP), Polyurethan (PU) oder Polyamid (PA) verwendet.
Wie kommt Mikroplastik in den Umweltkreislauf?
Durch den Gebrauch oder unsachgemäße Entsorgung gelangt Plastik in die Umwelt (z.B.: Kautschukmaterial aus Reifenabrieb, Mikrofaserabrieb von Kleidungsstücken). Dort ist Plastik aufgrund seiner Stabilität über lange Zeit beständig.
Unbeabsichtigt kann Mikroplastik durch den Gebrauch von Gegenständen aus Kunststoff – aufgrund des Alterungs- und Zerfallsprozesses – in die Umwelt gelangen. Einer der Hauptverursacher von Mikroplastik ist der Abrieb von Reifen durch den Verkehr. In Österreich wird der „Gesamt-Reifenabrieb“ auf 6.766 Tonnen pro Jahr geschätzt.
Kleinste Mikroplastikpartikel können über weite Strecken in der Luft transportiert werden. So konnte etwa Mikroplastik im arktischen Schnee nachgewiesen werden. In der Luft kann Mikroplastik vom Regen oder durch Schneefall ausgewaschen werden. Über die Kanalisation gelangen die Kunststoffpartikel in die Abwasserreinigungsanlagen, wo sie nur zu 95% aus dem Wasser entfernt werden und so in Oberflächengewässer gelangen können.
Nachweis von Mikroplastik
Derzeit gibt es keine standardisierten Analysemethoden zum Nachweis und zur mengenmäßigen Bestimmung von Mikroplastik. Es gibt auch noch keine einheitlichen Bewertungsmethoden hinsichtlich möglicher Schädigungen und der Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit.
Aus diesem Grund haben die Untersuchungsergebnisse der bisher durchgeführten Studien nicht genügend Aussagekraft, um daraus Rückschlüsse und Maßnahmen ableiten zu können.
Im österreichischen Trinkwasser konnte Mikroplastik nicht nachgewiesen werden. Das Trinkwasser wird in Österreich im Auftrag der Trinkwasserversorger regelmäßig nach gesetzlichen Vorgaben der Trinkwasserverordnung untersucht. Die Untersuchungen auf Mikroplastik wurden bis dato nur im Rahmen von Studien vorgenommen.
Position der ÖVGW zu Mikroplastik
- Die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) fordert eine standardisierte Analysemethode zum Nachweis von Mikroplastik im „μm“-Bereich, sowie eine einheitliche Bewertungsmethode hinsichtlich möglicher Schädigungen.
- Die ÖVGW fordert wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse über eine mögliche schädliche Wirkung von Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit.
Weiterführende Literatur
ÖVGW – Fachinformation WI 11 „Mikroplastik im Zusammenhang mit der Wasserversorgung“
UBA – Plastik und Mikroplastik in der Umwelt
AGES – Mikroplastik
Anmerkungen
*) Mikroplastik. Eine klare einheitliche Definition wurde noch nicht festgelegt. Als Plastik (bzw. organische Kunststoffe) bezeichnet man Stoffe die sich aus synthetisch hergestellten Polymeren zusammensetzen. Der Begriff Plastik, aus dem englischen „plastics“ für Kunststoffe, umfasst Gummi, Elastomere (elastisch verformbare Kunststoffe), Textilfasern und technische Fasern. Von Mikroplastik spricht man bei Partikeln bei einer Größe von 1 μm bis zu 5 mm, wobei Partikel von 1 mm bis 5 mm als „großes Mikroplastik“ bezeichnet werden.
**) Wie groß ist 1 µm? Mikroplastik von der Größe von 1 µm kann man sich wie folgt vorstellen: Legt man einen Plastikstreifen von 40 Meter Länge auf den Boden, dann hat man bei einem Erdumfang von ca. 40.000 km das Größenverhältnis von 1 µm zu 1 Meter.
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Online: 10.03.2023, 10:00 Uhr, ÖVGW/amschl
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